Portrait
Die Evangelische Kirchengemeinde ist mit der Reformation entstanden. Der damalige katholische Priester, Matthias von Tettigkofen, trat, 1528, mit dem überwiegenden Teil der Bevölkerung von Güttingen zum Evangelischen Glauben über. Dünnershaus, Rutishausen, Löwenhaus – drei kleine Weiler, die seit alters her kirchlich zu Güttingen gehören, wurden ganz evangelisch.
Matthias von Tettigkofen war nicht nur Geistlicher, sondern er hatte auch das sog. Kollaturrecht inne – d.h. die Adelsfamilie, der er entstammte, hatte in Güttingen das Recht den Zehnten zu erheben, wovon sie den Pfarrer anzustellen und zu bezahlen hatte.
Nun war er zum Evangelischen Glauben übergetreten – darum gehörte die Kirche und das stattliche Pfarrhaus zunächst ganz den Evangelischen. Die wenigen Katholiken wurden friedlich geduldet und durften ihre Messe ebenfalls in der Kirche feiern.
Nach dem Zweiten Kappelerkrieg, 1532, in welchem Huldrych Zwingli getötet wurde und die Katholiken den Krieg über die Evangelischen gewannen, wendete sich das Blatt.
Das Pfarrhaus und das Kirchengebäude gingen in den Besitz der Katholiken über – aber die Evangelischen waren zahlenmäßig in der Mehrheit und behielten das Anrecht auf die Benutzung der Kirche. Pfarrer Tettighofen, der übrigens die erste Sittenordnung der Evangelischen Landeskirche des Kantons Thurgau verfasst hat, wohnte eine Zeitlang im Keller seines einst eigenen Hauses. Später konnte das Evangelische Pfarrhaus eingerichtet werden – schräg gegenüber dem Katholischen. Es steht hier seit 1715.
Wir, Evangelische und katholischen Glaubensgeschwister, feiern seither in demselben Kirchengebäude unsere Gottesdienste – das nennt sich „Paritätische Kirche“. Vielleicht für Sie ein Novum, darum die ausführliche Erklärung.
Übrigens: es gibt eine schöne Chronik der Gemeinde Güttingen, erschienen zum 1200 jährigen Jubiläum der Gemeinde Güttingen, 1999. Die Chronik kann im Gemeindehaus erworben werden und ist sehr lesenswert.